ist die Bereitschaft Harlaching entstanden ?
Der erste private Sanitätsdienst Münchens wurde am 10.03.1875 gegründet. Man nannte sich "Oberbayerische Freiwillige Sanitätskolonne". Zwei Jahre später hatten bereits über 60 Helfer einen Rettungsdienst-Ausbildungskurs absolviert. Die erste ständig besetzte Sanitätswache befand sich in der Marstallstraße und nahm 1894 ihre Hilfstätigkeit auf. Für den Transport der Verletzten standen die sogenannte Handmarie (eine mit zwei Rädern versehene "Bahre") und ein großer Krankenwagen, der von Pferden gezogen wurde, zur Verfügung.
Im Laufe der Zeit wuchs die Anzahl der ehrenamtlichen Helfer und Berufssanitäter. Auch der Wirkungskreis und die Einsatzmittel wurden erweitert. Am Hauptbahnhof und in Schwabing wurde eine Sanitätsstation gegründet, 1903 wurde ein pferdebespannter Wagen für den Transport infektiöser Patienten angeschafft und die Sanitäts-Radfahrer-Abteilung nahm ihre Tätigkeit auf. 1906 gab es dann eine Sensation: Das erste Sanitätsautomobil wurde eingesetzt. Ein Jahr später wurde eine speziell ausgerüstete Eisenbahn-Rettungsgruppe gegründet.
Während des ersten Weltkrieges wurden viele Helfer eingezogen und ein Großteil der Münchner Bürger ließ sich im praktischen Sanitätsdienst ausbilden.
Nach dem ersten Weltkrieg geriet die "Freiwillige Sanitätskolonne" aufgrund der Inflation in finanzielle Schwierigkeiten und konnte die Kosten für den Sanitäts- und Rettungsdienst nicht mehr aufbringen. Deshalb übernahm die Stadt München im Oktober 1920 diese Aufgaben. In den folgenden Jahren versuchten nur wenige Idealisten die Arbeit der "Freiwilligen Sanitätskolonne" aufrecht zu erhalten.
Ab 1925 gab es einen erneuten Aufschwung für die Sanitätskolonne: Der Gebirgs-Sanitätsdienst nahm seine Tätigkeit auf, es wurden wieder Sanitätswachen bei Veranstaltungen übernommen und die ersten Wasser-Rettungswachen wurden eingerichtet.
In den folgenden Jahren konnte außerdem wieder ein Rettungswagen angeschafft werden. 1930 organisierte man ein Unfallmeldesystem und in den harten Wintern wurden für Notleidende Wärmestuben eingerichtet. Die weiblichen Hilfskräfte waren zu dieser Zeit Mitglieder des Frauenzweigvereins, sie nannten sich Samariterinnen. Der Verein betreute Tagesheime für arbeitslose Frauen und Männer, richtete eine Mütterberatung ein und übernahm weitere soziale Aufgaben. Die Samariterinnen trafen sich alle 14 Tage im RK-Krankenhaus zu Fortbildungsabenden.
Bis 1935 war die Zahl der freiwilligen Helfer stark angewachsen, so daß die Sanitätskolonne in sieben Sanitätszüge und die Samariterinnen in sieben Zweiggruppen aufgeteilt wurden. Aus dem siebten Sanitätszug ging dann später die Kolonne Ost II hervor, so daß man vom Jahr 1935 als die "Geburtsstunde" unserer heutigen Bereitschaft Harlaching sprechen kann.
Während des 2. Weltkriegs wurden die Samariterinnen in die NS - Frauenschaft Ortsgruppe "Königlicher Platz" und die Sanitätszüge in das NSKK (Nationalsozialistische Kraftfahrer Korps) per Gerichtsbeschluß integriert. In dieser Zeit wurde von den Helfern und Helferinnen ihr äußerster Einsatz an der Front und in der Heimat gefordert.
Im Mai 1945 sprachen die Siegermächte ein Tätigkeitsverbot und eine pauschale Verurteilung aus. Trotz dieses Verbots setzten aber einige Mitglieder ihre Tätigkeit fort.
Am 19. September 1945 gebot die Militärregierung den Aufbau einer gemeinnützigen, absolut unpolitischen Rot-Kreuz-Organisation in Bayern. Die Nachfolgeorganisation der früheren "Freiwilligen Sanitätskolonne" wurde der Kreisverband München. Der siebte Sanitätszug und die siebte Zweiggruppe wurden in Kolonne bzw. Bereitschaft Ost II umbenannt. Der Tätigkeitsbereich entwickelte allmählich die Form, wie wir sie heute kennen. Am 27.01.94 fand dann die Zusammenlegung der Bereitschaft und Kolonne Ost II statt. Gleichzeitig mit der Zusammenlegung gaben sich die Mitglieder einen neuen Namen: Die Wahl des neuen Namens fiel auf die Bezeichnung "Bereitschaft Harlaching".
Steffi Knittel